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Carl Zeiß - Zum 200. Geburtstag aus Wiener Sicht
Kurzfassung
Am 11. September 2016 jährt sich der Geburtstag des großen Mechanikers und Unternehmers Carl Zeiß zum 200. Mal. Dieser Beitrag beleuchtet die Beziehung von Carl Zeiß und dem von ihm gegründeten Unternehmen zu Wien. Zeiß arbeitete 1843 in Wien, damals Zentrum des Maschinen- und Apparatebaus in Mitteleuropa, in der Maschinenfabrik von Rollé und Schwilqué, die Lokomotiven und Brückenwaagen herstellte. Außerdem hörte er Vorlesungen über populäre Mechanik am k. k. polytechnischen Instituts. Zeiß als Mechaniker legte sich nicht auf die Traditionen der Optiker fest und wollte die Mikroskopoptik auf Grund von Berechnungen herstellen, was Experten für unmöglich hielten. Josef Petzval war das in Wien 1840 bei Voigtländer bereits für ein photographisches Objektiv gelungen. Die Zusammenarbeit zwischen Zeiß und dem Physiker Abbe begann vor genau 150 Jahren am 3. Juli 1866, dem Tag der Schlacht von Königgrätz. Österreich hatte bereits eine angesehene Stellung in der photogrammetrischen Messkunst, als nach der Begründung der Stereophotogrammetrie durch Carl Pulfrich, seit 1892 bei Carl Zeiss in Jena, das k.u.k. Militärgeographische Institut unter Oberst Arthur v.Hübl mit dem neuen Aufnahmeverfahren die südlichen Teile der Monarchie vermaß. Eduard v.Orel ließ seine Erfindung, die Lösung numerischer Probleme mittels mechanischer Analogien, durch Rudolf & August Rost in Wien verwirklichen, die 1908 das erste Modell des Autostereographen bauten, der an den Stereokomparator von Pulfrich angeschlossen war. Die weitere Ausgestaltung und Vervollkommnung des Instruments wurde dann Carl Zeiss Jena übertragen, die das Gerät Stereoautograph nte. Damit wurde die direkte linienweise Kartierung von Objekten möglich. Das Verfahren gestattete das unmittelbare Zeichnen von Höhenlinien, die vorher nur durch Interpolation abgeleitet werden konnten. Diese Vorteile leiteten den Siegeszug der Photogrammetrie in der topographischen Geländeaufnahme ein. Eduard Dolezal aus Wien gab beim ersten Stereophotogrammetrischen Kurs in Jena 1909 den Anstoß zur Gründung der Sektion Deutschland der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie. Carl Paul Goerz gründete 1886 in Berlin einen Versandhandel für mathematische Instrumente, der ab 1887 auch fotografische Apparate lieferte. Zeiss übernahm 1926 die Österreichisch-Ungarische Optische Anstalt C.P. Goerz GmbH, Wien und die C.P. Goerz AG, Bratislava. Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs entwickelte und produzierte Goerz Wien optisch-mechanische Sicht- und Ortungsgeräte für das Militär, nach dem Krieg erzeugte „Goerz Electro“ vor allem zivile Messgeräte. Die Produktion wurde 1991 eingestellt. Heute werden in Jena keine Vermessungsinstrumente mehr gebaut, die Belegschaft der Zeiss-Werke ist von über 60.000 auf 3.500 geschrumpft. Auch in Wien werden keine Vermessungsgeräte mehr hergestellt. Die traditionsreichen Namen Voigtländer, Plößl, Kraft & Sohn, Starke & Kammerer, Neuhöfer & Sohn, Gebr.Fromme, Eduard Ponocny und seit 2007 auch Rudolf & August Rost sind nur mehr Teil der Technikgeschichte.
Abstract
September 11, 2016 is the 200th birthday of the great mechanic and entrepreneur Carl Zeiß. This article highlights the relationship between Carl Zeiß and the company founded by him and Vienna. Zeiss worked 1843 with the builders of railway engines and weigh bridges Rolle und Schwilque in Vienna, then famous for machinery construction in Central Europe. Besides he attended lectures in mechanics at the Vienna Polytechnic. As a mechanic Zeiß did not overestimate the traditions in optics and tried to build microscope-optics based on calculations, which experts held to be impossible. Josef Petzval succeeded in doing the same in Vienna at Voigtländers already in 1840 for a photographical objective. The cooperation between Zeiß and the physicist Abbe started exactly 150 years ago on July 3rd 1866, the very day of the battle of Sadowa. Austria already had a great reputation in the art of photogrammetric measurement when the Institute of Military Geography headed by Col. Arthur v.Hübl surveyed the southern provinces of the monarchy after the invention of stereophotogrammetry by Carl Pulfrich, since 1892 with Carl Zeiss in Jena. Eduard v.Orel had his invention, the solution of numerical problems by mechanical analogies, built by Rudolf & August Rost in Vienna, who constructed the first prototype of the Autostereograph in Vienna in 1908, which was connected to Pulfrichs Stereokomparator. The further development of the instrument was carried out by Carl Zeiss Jena, who called the device Stereoautograph. Thus direct mapping of objects in lines became possible. The method permitted direct drawing of contours, which could before only be interpolated. These advantages caused a breakthrough of photogrammetry in topographic surveys. In 1909 Eduard Dolezal from Vienna initiated at the first course for stereophotogrammetry in Jena the foundation of the German Society for Photogrammetry. Carl Paul Goerz founded in 1886 in Berlin a mailorder business for mathematical instruments, which from 1887 supplied also cameras. Zeiss took over the Österreichisch-Ungarische Optische Anstalt C.P. Goerz GmbH, Vienna and the C.P. Goerz AG, Bratislava, in 1926. Until the end of World War II Goerz developed and manufactured optical-mechanical sighting instruments for the military in Vienna, after the war "Goerz Electro" produced predomitly civil measuring instruments. Production was stopped in 1991. Today no more surveying instruments are built in Jena, the workforce shrunk from 60.000 to 3.500. Also in Vienna there is no more production of topographic instruments. Traditional names like Voigtländer, Plößl, Kraft & Sohn, Starke & Kammerer, Neuhöfer & Sohn, Gebr.Fromme, Eduard Ponocny and since 2007 also Rudolf & August Rost are now just a part of history of technology.
Am 11. September 2016 jährt sich der Geburtstag des großen Mechanikers und Unternehmers Carl Zeiß zum 200. Mal. Dieser Beitrag beleuchtet die Beziehung von Carl Zeiß und dem von ihm gegründeten Unternehmen zu Wien. Zeiß arbeitete 1843 in Wien, damals Zentrum des Maschinen- und Apparatebaus in Mitteleuropa, in der Maschinenfabrik von Rollé und Schwilqué, die Lokomotiven und Brückenwaagen herstellte. Außerdem hörte er Vorlesungen über populäre Mechanik am k. k. polytechnischen Instituts. Zeiß als Mechaniker legte sich nicht auf die Traditionen der Optiker fest und wollte die Mikroskopoptik auf Grund von Berechnungen herstellen, was Experten für unmöglich hielten. Josef Petzval war das in Wien 1840 bei Voigtländer bereits für ein photographisches Objektiv gelungen. Die Zusammenarbeit zwischen Zeiß und dem Physiker Abbe begann vor genau 150 Jahren am 3. Juli 1866, dem Tag der Schlacht von Königgrätz. Österreich hatte bereits eine angesehene Stellung in der photogrammetrischen Messkunst, als nach der Begründung der Stereophotogrammetrie durch Carl Pulfrich, seit 1892 bei Carl Zeiss in Jena, das k.u.k. Militärgeographische Institut unter Oberst Arthur v.Hübl mit dem neuen Aufnahmeverfahren die südlichen Teile der Monarchie vermaß. Eduard v.Orel ließ seine Erfindung, die Lösung numerischer Probleme mittels mechanischer Analogien, durch Rudolf & August Rost in Wien verwirklichen, die 1908 das erste Modell des Autostereographen bauten, der an den Stereokomparator von Pulfrich angeschlossen war. Die weitere Ausgestaltung und Vervollkommnung des Instruments wurde dann Carl Zeiss Jena übertragen, die das Gerät Stereoautograph nte. Damit wurde die direkte linienweise Kartierung von Objekten möglich. Das Verfahren gestattete das unmittelbare Zeichnen von Höhenlinien, die vorher nur durch Interpolation abgeleitet werden konnten. Diese Vorteile leiteten den Siegeszug der Photogrammetrie in der topographischen Geländeaufnahme ein. Eduard Dolezal aus Wien gab beim ersten Stereophotogrammetrischen Kurs in Jena 1909 den Anstoß zur Gründung der Sektion Deutschland der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie. Carl Paul Goerz gründete 1886 in Berlin einen Versandhandel für mathematische Instrumente, der ab 1887 auch fotografische Apparate lieferte. Zeiss übernahm 1926 die Österreichisch-Ungarische Optische Anstalt C.P. Goerz GmbH, Wien und die C.P. Goerz AG, Bratislava. Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs entwickelte und produzierte Goerz Wien optisch-mechanische Sicht- und Ortungsgeräte für das Militär, nach dem Krieg erzeugte „Goerz Electro“ vor allem zivile Messgeräte. Die Produktion wurde 1991 eingestellt. Heute werden in Jena keine Vermessungsinstrumente mehr gebaut, die Belegschaft der Zeiss-Werke ist von über 60.000 auf 3.500 geschrumpft. Auch in Wien werden keine Vermessungsgeräte mehr hergestellt. Die traditionsreichen Namen Voigtländer, Plößl, Kraft & Sohn, Starke & Kammerer, Neuhöfer & Sohn, Gebr.Fromme, Eduard Ponocny und seit 2007 auch Rudolf & August Rost sind nur mehr Teil der Technikgeschichte.
Abstract
September 11, 2016 is the 200th birthday of the great mechanic and entrepreneur Carl Zeiß. This article highlights the relationship between Carl Zeiß and the company founded by him and Vienna. Zeiss worked 1843 with the builders of railway engines and weigh bridges Rolle und Schwilque in Vienna, then famous for machinery construction in Central Europe. Besides he attended lectures in mechanics at the Vienna Polytechnic. As a mechanic Zeiß did not overestimate the traditions in optics and tried to build microscope-optics based on calculations, which experts held to be impossible. Josef Petzval succeeded in doing the same in Vienna at Voigtländers already in 1840 for a photographical objective. The cooperation between Zeiß and the physicist Abbe started exactly 150 years ago on July 3rd 1866, the very day of the battle of Sadowa. Austria already had a great reputation in the art of photogrammetric measurement when the Institute of Military Geography headed by Col. Arthur v.Hübl surveyed the southern provinces of the monarchy after the invention of stereophotogrammetry by Carl Pulfrich, since 1892 with Carl Zeiss in Jena. Eduard v.Orel had his invention, the solution of numerical problems by mechanical analogies, built by Rudolf & August Rost in Vienna, who constructed the first prototype of the Autostereograph in Vienna in 1908, which was connected to Pulfrichs Stereokomparator. The further development of the instrument was carried out by Carl Zeiss Jena, who called the device Stereoautograph. Thus direct mapping of objects in lines became possible. The method permitted direct drawing of contours, which could before only be interpolated. These advantages caused a breakthrough of photogrammetry in topographic surveys. In 1909 Eduard Dolezal from Vienna initiated at the first course for stereophotogrammetry in Jena the foundation of the German Society for Photogrammetry. Carl Paul Goerz founded in 1886 in Berlin a mailorder business for mathematical instruments, which from 1887 supplied also cameras. Zeiss took over the Österreichisch-Ungarische Optische Anstalt C.P. Goerz GmbH, Vienna and the C.P. Goerz AG, Bratislava, in 1926. Until the end of World War II Goerz developed and manufactured optical-mechanical sighting instruments for the military in Vienna, after the war "Goerz Electro" produced predomitly civil measuring instruments. Production was stopped in 1991. Today no more surveying instruments are built in Jena, the workforce shrunk from 60.000 to 3.500. Also in Vienna there is no more production of topographic instruments. Traditional names like Voigtländer, Plößl, Kraft & Sohn, Starke & Kammerer, Neuhöfer & Sohn, Gebr.Fromme, Eduard Ponocny and since 2007 also Rudolf & August Rost are now just a part of history of technology.
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